Auf den Spuren von Monaco Franze
"A bissl was geht immer!"
Manche Sprüche vergisst man wohl nie, obwohl ich sie damals, mit knapp 20, wahrscheinlich noch gar nicht so richtig verstanden habe. Dennoch war 1983 jede Woche „Monaco Franze – der ewige Stenz“ Pflichtprogramm am Mini-Fernseher in meiner WG.
Irgendwie war die Serie damals schon Kult und ein schöner Gegensatz zu der gerade aufkommenden „Neuen Deutschen Welle“ in der Musik, gerade weil die Charaktere irgendwie skurril waren und die einfache Welt des Herrn Münchingers im Kontrast zur "Schicki-Micki-Gesellschaft" seiner Frau Annette v. Soettingen stand.
Wahrscheinlich haben mich die 10 Teile von Helmut Dietl und Patrick Süskind damals so nachhaltig beeindruckt, dass meine Entscheidung 1985 nach Nürnberg oder nach München zu gehen, ganz klar für München ausfiel.



Bereits als Kind hatte ich schöne Erinnerungen in München gesammelt, da mein Papa glühender Fan unserer bayerischen Landeshauptstadt war und sogar 7 Jahre lang einen Film über die Stadt gedreht hat. Immer, wenn er zur Handwerksmesse nach München fuhr, drehte er ein Stück Film weiter. Das wurde uns dann vorgespielt und so bekamen wir 3 Geschwister bereits den Aufbau des Olympiageländes für die Olympischen Spiele 1972 oder den Bau des BMW-Werkes hautnah übermittelt. Wenn möglich, wurde immer ein München-Stopp auf den Weg in den Sommerurlaub eingeplant. Papa wusste viel über "sein München", das er immer als seinen Sehnsuchtsort beschrieb.



Ja, und er, der Helmut Fischer, "der ewige Stenz", wenn er als „Franz Münchinger“ in Schwabing mit seinen Mädels die Leopoldstraße entlangschlenderte oder im Englischen Garten picknickte, motivierte mich wohl auch ein bisschen dazu, einmal in dieser Stadt leben zu wollen. Gesagt-getan! Meine Tante hatte Kontakte zu einem Studentenwohnheim für Mädchen und so wohnte ich mit meinen 19 Jahren in der unglaublich exponierten Lage zwischen Siegestor/Leopoldstraße und Englischem Garten mitten in SCHWABING unter dem Schutz der Don Bosco-Schwestern in der Kaulbachstraße 63a.
So manchen Promis bin ich in dieser Zeit über den Weg gelaufen, u.a. Sänger Peter Schilling, Thomas Gottschalk und Iris Berben. Doch das Schwabinger Leben war dann doch nicht ganz so romantisch wie im Film. 1985 gab es zum ersten Mal über 100.000 Studenten an der Uni, die mit mir jeden Morgen in der U-Bahn saßen und mit ihren Rädern die Radwege bevölkerten. Als „Mädchen vom Lande“ war das damals ein richtiger Kulturschock für mich.



Zeitsprung ins Jahr 2014
2014 zog ich doch noch einmal nach München und wieder nach Schwabing!
An einem Sonntag im Juni 2016 nahm ich bei einer Führung auf „Monaco Franzes Spuren“ durch Alt-Schwabing teil. Wir sahen uns die Original-Schauplätze, wo der "Monaco" im Film mit seinem „Spatzl“ wohnte (Agnesstraße 14) an, begutachteten das Eiscafé, an dem er im Titel mit seinen Mädels entlang flanierte und durften den spannenden Geschichten rund um Helmut Fischer und Helmut Dietl, dem Schöpfer der Serie lauschen. Noch heute sind in der Gegend rund um die Occamstraße Hinweise auf den „Monaco Franze“ zu finden.




Helmut Fischer, der leider bereits mit 70 Jahren im Juni 1997 starb, bekam „sein“ Denkmal im November 1997, genau an dem Platz vor dem Café Schwabing an der Münchener Freiheit, in dem er immer frühstückte und die Leute beim Flanieren beobachtete.
Die Geschichte erzählt, dass er dort auf diese Weise auch Dietl durch Zufall kennen lernte und so zu seiner berühmten Filmrolle kam. 20 Jahre davor hatte er nicht viel Glück als Schauspieler.
Seit 1998 gibt es auch einen Helmut-Fischer-Platz in Schwabing mit einem Brunnen, ganz in der Nähe seiner früheren Privat - Wohnung.
Mir war es ein großes Bedürfnis, noch einmal das Denkmal in Schwabing zu besuchen, auch deshalb, weil sich Helmut Dietl (gest. 2015) mittlerweile zu Helmut Fischer gesellt hat.




Das Schlussbild der letzten Folge der Serie (10. Folge) zeigt ihn mit seinem „Spatzl“ auf einer Bank unter den Arkaden des Hofgartens. So richtig bewusst war mir das nie, aber ich wusste, wohin ich noch unbedingt musste. Mittlerweile sind die Wände mit neuen Abbildungen griechischer Städte bemalt. Die Bänke gibt es nicht mehr, aber allein dort zu stehen, und zu wissen, dass dort das Schlussbild gedreht worden ist, ist ein tolles Gefühl!

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