Die FUGGER in Schwaz
"Advenit Fucker": Ankunft der Fugger
Unter dem Namen „Suates“ um 930 erstmals urkundlich erwähnt, war Schwaz bereits in vorchristlicher Zeit Ort des Kupferabbaus. Die Stadt kann also als eine der ältesten Industrieansiedlungen Europas angesehen werden.
Als 1410 die erste Silberader freigelegt wurde, nahm die Marktgemeinde einen rasanten wirtschaftlichen Aufschwung. Anton Fugger, der Neffe und Nachfolger Jakob Fuggers „des Reichen“, gründete 1526 den Schwazer „Berg-, Schmelz- und Pfennwert-Handel“.
Um 1510 war Schwaz mit seinen ca. 20.000 Einwohnern der zweitgrößte Ort des Habsburgischen Reichs. 1546 verlegte Anton Fugger sogar die Zentrale der Fuggerfirma aus dem damals überwiegend protestantischen Augsburg in das für ihn sicherere Tirol.




Die Generationen Fugger
Die Familie geht auf Johann Fugger zurück, einen Webermeister aus Graben im Lechfeld (südl. von Augsburg). Sein Sohn Hans Fugger zog 1367 nach Augsburg, wo er zunächst als Weber in der Zunft aufstieg und dann sein Geschäft in die Richtung des Textilhändlers ausbaute, wobei er vom damaligen Barchent-Boom profitierte. Der "Barchent" war eine der großen technischen Innovationen des Mittelalters. Für die Fugger bildete er die Grundlage für ihren Aufstieg von einer Weberfamilie zur weltweit tätigen Handels- und Bankiersdynastie der Renaissance - Zeit. Ihr Stammvater Hans Fugger, der 1367 in Augsburg Bürgerrecht erhielt, verdankte vor allem der Kunst des Barchent-Webens Ansehen und Wohlstand, da er das bayerische Leintuch bis nach Italien verkaufte. Daraufhin entwickelten sich ab seinen Söhnen Andreas und Jakob 2 Linien: "Fugger vom Reh" und "Fugger von der Lilie".



Fugger-Spuren in der Stadt
Ulrich Fugger d.J. ist 1490 in Augsburg geboren und am 14. Mai 1525 in Schwaz gestorben.
Er war der Sohn Ulrich Fuggers d. Älteren (gest 1503), der dem Tiroler Landesfürsten Sigmund Darlehen gewährte, die in Schwazer Silber zurückgezahlt werden mussten. Ulrich d.J. war der erste Fugger, der ab 1522 als Firmenvertreter in Schwaz lebte. Wahrscheinlich ließ er um 1525 das „Kreuzwegerhaus“ bauen, das 1539 zur Faktorei und damit zur Zentrale der Bergbauaktivitäten der Augsburger Firma in Tirol wurde. Der fuggerische Ansitz in Schwaz (jetzt Haus der Schulschwestern) besitzt am östlichen Erker seit 1955 ein aus Kupferblech getriebenes Denkmal für den 1525 in Schwaz verstorbenen Ulrich Fugger d.J.




Das heutige Rathaus
Das so genannte "Erste Fuggerhaus" ist heute das Schwazer Rathaus. Die Fugger, die das Edel- und Buntmetallgeschäft in Tirol ab der Zeit um 1511 von ihrer Faktorei in Hall aus steuerten, hatten in den 1520er-Jahren eine Schreibstube im sogenannten "Stöcklhaus" (erbaut von der Familie Stöckl) angemietet. Die Türflügel im heutigen Rathaus von Schwaz zeigen deshalb auch die Fugger-Lilien.




Die Bergwerks-Familien (Gewerke) und ihre Wappen
Die Betreiber der Bergwerke, die ab 1410 in Schwaz entstanden, nannte man "Gewerke". Viele Handelsfirmen stiegen in den Erzabbau ein.
Das gewonnene Silber lockte auch die Familie Fugger aus Augsburg an. Zwischen 1450 und 1550 erlebte Schwaz seine Hoch-Zeit. Erst als der Berg ausgebeutet war, verlor Schwaz auch seine Rolle als führende Silberstadt. 1657 zog sich die Augsburger Familie aus dem Bergwerks-Geschäft zurück.
Jede Gewerker-Familie hatte ihr eigenes Wappen. Die Zahl der Gewerken hatte sich 1530 auf drei einheimische (Stöckl, Tänzl und Reiff) und drei augsburgische Handelsgesellschaften (Fugger, Baumgartner und Bimbl-Hörwart) verringert.
Die Fugger schrieben sich ursprünglich „Fucker“. "Advenit Fugger" = lat.: „Fugger ist angekommen“, war bereits 1367 im Augsburger Steuerbuch vermerkt worden. Wenn man heute von "den Fuggern" spricht, meint man meist die "Fugger von der Lilie".




Spuren im Kreuzgang des Franziskanerklosters
Das Franziskanerkloster in Schwaz wurde 1507 auf Betreiben der damaligen Bergwerksherren bzw. Bergknappen und der Bürger von Schwaz mit Erlaubnis des Kaisers Maximilian I. gegründet. Die Wände und Decken im daneben liegenden Kreuzgang wurden in den Jahren 1519 bis 1526 mit gotischen Fresken ausgemalt. Von Schwaz aus finanzierten die Fugger die Feldzüge Kaiser Karls V. gegen die Truppen der protestantischen deutschen Fürsten. Daran erinnert sehr wahrscheinlich ein Gemälde im Kreuzgang: Ein Mann mit den Gesichtszügen Anton Fuggers greift in eine mit Goldmünzen gefüllte Truhe – wohl eine Anspielung auf jene Zeit, in der ein Fugger mit seiner Kapitalkraft das Habsburgerreich vor dem Untergang rettete.
Der im Verhältnis zu den anderen Figuren kleine Mann mit Haube stellt wahrscheinlich Ulrich Fugger d. J. dar, womit seine Demut vor den Heiligen und den Engeln angedeutet sein sollte.
Weiterhin sind Knappen-Abbildungen, das Schwazer Bergbau-Wappen, der Hl. Daniel (Schutzheiliger der Bergleute) und das Familien-Wappen Stöckl, der Hahn, mehrfach zu finden.






Spuren in der "Knappenkirche" Maria Himmelfahrt (Pfarrkirche Schwaz)
Die ursprünglich von 1460-1478 erbaute, weit kleinere Pfarrkirche musste um 1490 wegen des enormen Bevölkerungszuwachses erweitert werden. Die 1502 geweihte Schwazer Pfarrkirche "Maria Himmelfahrt" ist die größte gotische Hallenkirche Tirols.
Heute wird der mächtige Sakralbau oft "Knappenkirche" genannt. Die vierschiffige Kirche mit zwei Hauptschiffen – hatte nämlich für die „vornehmeren“ Bürger das linke Hauptschiff vorgesehen, im rechten waren durch einen1,60m hohe hölzerne Bretterwand die so von ihnen abgegrenzten Bergarbeiter untergebracht.
Wie zuvor Ulrich Fugger d.J. ließen sich 1633 auch Hieronymus Fugger und 1643 Georg Fugger im "Knappenchor" bestatten, wo man später ihre steinernen Epitaphe in die Wand eingelassen hat. Auch deren Grabplatten im Boden des Altarraumes (rechtes Schiff) sind zu bestaunen.




Ein bronzenes (aus Kupfer und Zinn) gegossenes Epitaph für Ulrich Fugger d.J. findet man an einer Säule des 1. Hauptschiffes im Altarraum. Ein Epitaph bedeutet "zum Grab gehörend". So wird normalerweise in oder an einer Kirche angebrachtes Gedächtnismal für einen Verstorbenen bezeichnet.
Versteckt im Mittelteil des Südchores (Altarraum hinter einer Säule) entdeckt man die "Knappenkerze", die Votivkerze der Knappen-Bruderschaft von 1771.
Die "Astronomische Uhr" an der Westfassade mit ihren beweglichen Mondphasen und den "verkehrten" Zeigern (früher gab es nur einen großen Stunden-Zeiger, später wurde der Minuten-Zeiger ergänzt u. ist nun kleiner) war ein Geschenk der Fugger. Umgeben ist sie von den Wappen der Gewerken-Familie "Tänzl" und dem Wappen der Bergleute (Schlägel und Eisen), dem österreichischen "Bindenschild" und dem Tiroler Adler.



Quellenangaben:
Mündliche Überlieferungen und:
https://orawww.uibk.ac.at/apex/uprod/f?p=LLW:3:0::NO::P3_ID:619
https://www.sagen.at/doku/bergbau/Stoeckl_Schwaz.html
https://fuggerstrasse.eu/de/schwaz.html
Peter Hörhager: Schwazer Kostbarkeiten; "Kunst im öffentlichen Raum"
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